Donnerstag, September 25, 2003

Mal 'ne spontane Liste meiner kleineren Dilemma in Arztpraxen (Episode I)

Ein Arzt schreibt mir als Jugendlichem nach dem Röntgen eine Überweisung für eine Herzkatheter-Untersuchung auf. Ich hatte einen Horror vor sowas und darum nie einen Termin gemacht. Vermutlich hätte die Untersuchung etliche hundert, wenn nicht tausend Mark gekostet. Bin dann lange nicht bei dem Arzt gewesen. Als dann irgendwann doch wieder, hat er mir alternativ eine Überweisung zum Sono geschrieben, was ich dann auch wahrnahm. Das Ergebnis war okay. Jahre später meinte der Arzt zu mir, er wisse auch nicht mehr, warum er mir die Herzkatheterdiagnose verordnet hatte, das sei wohl übertrieben gewesen.
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Irgendwann später in seiner Praxis nach einer Blutabnahme bekam ich davon eine Sepsis oder Entzündung - jedenfalls zog sich am nächsten Tag eine rote Linie von der Ellenbeuge hoch zum Oberarm und wanderte übers Wochenende zur Achselhöhle.
Ich wunderte mich eh über die Praxis der Helferin: Sie desinfiziert die Einstichstelle von Körper eigenen Keimen und tippt dann mit ihren verseuchten Dreckfingern kurz vorm Einstich nochmal auf das Blutgefäß, um dann ein Loch zu stechen, durch das die fremden Krankheitskeime in die Blutbahn gelangen.
Musste daran denken, dass damals unter uns Jungens das Gerücht kursierte, nach Schürfwunden im Dreck müsse man aufpassen, wenn sich eine rote Linie bilde, dann habe man eine Blutvergiftung und wenn der Faden das Herz erreicht, sei man tot.
Ich bekam eine Kontraktur des Armes, konnte ihn also nicht strecken, es tat scheisse weh - und der Arzt verschrieb mir dann Heparinsalbe, und um Thrombenbildung zu verhindern, Aspirin (kein ratiopharm). Weil das sog. Bagatellarznei ist, latzte ich in der Apotheke die vollen Preise ab. Beim nächsten Arztbesuch sagte ich ihm, dass ich es ziemlich unverschämt fände, er schaffe mir gesundheitliche Probleme, weil seine Leute Mist bauen, und ich müsse zum Gesundheitsschaden auch noch extra Kohle abdrücken. Darauf hin zieht er seine Brieftasche und schiebt mir einen Zwanni über seinen Schreibtisch, mit den Worten, Er wollte ja eigentlich um ein Schuldeingeständnis herumkommen, aber er sehe meine Kritik ein. War zwar irgendwie ein ekliges Gefühl, in solch geheiligten Räumen verschämt ein paar schnöde Kröten rüber geschoben zu bekommen, aber ich fand es jedenfalls irgendwie auch honorig und nur gerecht. Wobei sowas natürlich irgendwie auch den Wind aus den Segeln nimmt, ihn richtig juristisch um Schmerzensgeld an zu gehen. Man ist als Patient einfach zu gutmütig und geduldig - patient eben.