Dienstag, Januar 20, 2004

Keine Organspende - NEIN - nicht von mir und nicht für mich

Soll sich für Organspende entscheiden wer will - vermutlich Leute, die gute oder noch keine Erfahrungen mit dem Medizinbetrieb also den Ärzten gemacht haben. Nach meinen Erfahrungen mit diesem System und seinen Protagonisten, will ich nie und nimmer Organ-Spender - aber auch kein Empfänger werden.

Ein früherer Kumpel (Krankenpfleger) meinte einerseits, im Falle er hätte einen schweren Unfall und würde am Unfallort sterben, so möchte er nicht re-animiert werden. Vermutlich aus der Befürchtung/Gewissheit, dass die Gefahr ireversible Hirnschäden zu groß ist und er danach nur noch ein sabbernder und belastender Pflegefall unter Vormundschaft irgendwelcher Leute wäre.

Die Frage, ob er bereit wäre, zur Organspende, im Fall der Fälle, meinte er, das ganz nüchtern zu sehen und dazu bereit zu sein.
Aber es ist doch so: Wenn du schwer verletzt am Unfallort liegst, dann sogar stirbst und der Notarzt kommt und findet dich nur noch tot vor. Dann hat er die Möglichkeit, dich entweder so tot zu belassen, - oder dich zu reanimieren - und sei es nur, um dich als Organspender zu erhalten. Denn aus einem kalten toten Organismus kann man kein Herz, keine Nieren und anderen Organe entnehmen - nur aus einem lebenden, warmen Körper. Das heisst, du bist längst hirntot und warst eigentlich auch schon ganz tot und in Ruhe, da wirst du nur zum Zwecke der späteren Organentnahme wieder kreislaufmäßig in Gange gebracht. Also ich möchte das nicht.

Natürlich sehe ich auch die Not der Spende-Bedürftigen und möchte ihnen gerne helfen. Ich sehe das so: Ich will niemanden überreden, nicht zu spenden - wer es möchte, soll es gerne tun.

Aber auch die enorm große Nachfrage nach Spenderorganen müsste nicht sein.

Es ist auch viel zu oft so, dass die eigenen Organe kaputt gehen, weil wichtige Dinge missachtet wurden. So ist schon lange klar, das Schmerzmittel die Nieren schädigen. Mein ehemaliger Chemielehrer sagte mal, es gebe quasi ein abgezählte Rate von Anti-Schmerzstoffen, die von den Nieren verkraftet würden - nach jeder Dosis geht ein Teil der Niere kaputt - und bei einem bestimmten Zählerstand ist ganz Sense. Bekanntlich gibt es hierzulande erheblichen Missbrauch an Schmerzmitteln, demnach gehen zahllose Dialysefälle und Nierenspendebedarf auf das Konto solchen Fehlverhaltens - seitens der Ärzte, seitens der Apotheker, seitens der Politiker, seitens der Pharmaindustrie. Deutschland ist bekanntlich Entwicklungsland was die richtige Schmerzbekämpfung angeht.

Durch unbehandelte Diabetes gehen viele Organe kaputt. Die rechtzeitige Erkennung und richtige Behandlung von Diabetes ist hierzulande anscheinend eine Katastrophe. Hier könnte auch viel gerettet werden, durch richtige Diagnose und Therapie. Dafür gibt es ja nun seit einiger Zeit diese speziellen Programme mit den Krankenkassen. Aber viele Ärzte wehren sich dagegen.

Dann erinnere ich mich noch gut an den Fall eines Berliner Herzkranken, vor etlichen Monaten. Der sollte dringend eines neues Herz bekommen. Sein eigenes war schon so kaputt, dass man ihm ein "Huckepack-Kunstherz" dazu-operiert hatte. Während er also mit zwei Herzen (seinem eigenen kaputten und dem externen Kunstherz) auf eine Herzspende wartete, erholte zu aller Überaschung sich sein eigenes Herz wieder und wurde so gesund, dass man auf eine Transplantation verzichten konnte. Ich frage mich, wievielen Menschen so ein Verfahren das eigene Herz hätte bewahren können.

Es gibt auch Menschen mit der Haltung, wenn ein eigenes lebenswichtiges Organ ausfällt und es nur mit externem Ersatz geht, die sind dann bereit zu sterben. Ich glaube das war bei Horst Seehofer der Fall, während seiner lebensbedrohlichen Herzkrankheit, der im Falle sein eigenes Herz schaffts nicht mehr, auf eine Transplantation verzichten wollte und bereit war, zu sterben.

Last but not least gibt es ja auch noch die Forschung im Bereich künstliches Wachstum neuer Organe. Vieles passiert schon jetzt. Haut, Knorpel, Bindegewebe, Blutgefäße aus der Retorte gibt es schon jetzt in der Praxis. Dafür muss man keine fremden Lebenden gegen ihren Willen plündern.

Wenn man sich irgendwo zentral registrieren lassen könnte, ob man Organ-Spender sein will oder nicht - ich hätte mich da wohl schon registrieren lassen - als Nicht-Spender.

Aber ehrlich gesagt habe ich wenig Vertrauen darin, dass das im Fall der Fälle wirklich respektiert würde. Ich denke, der ökonomische und Karriere-und-Routine-Druck ist so stark, dass die betreffenden Leute Mittel und Wege finden, dennoch zu machen, was sie machen wollen - egal was ein Patient oder Toter als Wille bekundet(e). Das zu sehen, heisst nicht, es gut zu finden.