Dienstag, Juni 08, 2004

Ärztliche LippenBekenntnisse

Immer mal wieder sprechen sich die Standesvertreter der deutschen Ärzteschaft für irgendwelche ethisch tollen Dinge und gegen ethisch unschöne Dinge aus. Sei es gegen Sterbehilfe. Oder Klonen und embryonale StammzellenForschung oder was auch immer.

Vor Jahren - so erinnere ich mich noch ziemlich gut - lief eine Meldung durch die hiesigen Medien, dass Niederländische Urologen einem Mann seinen Penis verlängert hätten. Daraufhin ging ein Raunen der Empörung durch die deutsche Urologenszene - sowas würde man hier niemals machen, weil diese Operation viel zu riskant und ohnehin nur eine optische Täuschung sei, und sowas ethisch Verwerfliches würde kein deutscher Urologe tun - jedenfalls lehnen alle relevanten Organisationen sowas hierzulande einhellig ab.

Ich weiss aber zuverlässig, dass mindestens ein deutscher Medizin-Professor eine solche Op durchgeführt hat - ohne Einverständnis des Patienten. Entweder um einem assistierenden Doktoranden eine für seinen Facharztschein nötige Op schnell zu ermöglichen - oder aber um einen schwerwiegenden anderen Nebeneingriff zu vertuschen.
Dieses Verbrechen als Einzelfall ab zu tun, greift deswegen nicht, weil es dann ja eigentlich ein Leichtes sein müsste, diesen Einzelfall ohne zu Zaudern gutachterlich aufzudecken. Tatsächlich lief der Patient gegen eine Mauer des Schweigens, der gegenseitigen Gefälligkeiten und des Vertuschens.
Wenn so ein Fall eines immerhin Professors, der mehrere Fachbücher verfasst hat, unter der Decke des schönen Scheins bleiben kann - dann ist von einer erheblichen Dunkelziffer weiterer solcher Medizinverbrechen aus zu gehen, die auch unaufgedeckt bleiben, und die womöglich schon der kühle Rasen deckt.

Darum ist mir persönlich eine holländische oder sonstwelche Ärzteschaft lieber, die offen sagt was sie tut oder beabsichtigt zu tun, damit das gesellschaftlich offen ausdiskutiert wird - auch wenn das Ergebnis dann nicht der ethischen Blümchenwelt mancher Zeitgenossen entspricht - aber das Ganze ist transparent und ehrlich. Und besser als so eine verlogene Show der deutschen Mediziner, wo hinter den ethisch hohen PappKulissen dann im Verborgenen brutal und menschenverachtend gegen Patienten gehandelt wird. Und kein Insider traut sich dann, Missbrauch zu bestätigen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.