Dienstag, März 25, 2008

Die Spar-Zitrone ist ausgepresst
, es muss mehr Geld ins System,
meinte grade wieder ein Arzt, diesmal von der sogenannten Freie Ärzteschaft.
Man hat den Eindruck, diese Leute haben immer nur die ca 15% Krankenkassenbeitrag im Tunnelblick, die jeder Lohnempfänger als vermeintlich einzige Gesundheitsleistung von seinem Einkommen in seine Gesundheit investiert. Auch sehen diese Ärzte nur ihre persönlichen Einsparmöglichkeiten. Wenn man jedoch das gesamte Gesundheitssystem in den Blick nimmt, dann können auch gut und gerne etliche Geschäftsmann-Ärzte als überflüssig weggespart werden.

Wir Bürger und Patienten geben für unsere Gesundheit weit mehr aus, als nur den monatlichen Krankenkassenbeitrag, und die Einsparmöglichkeiten auf Seiten der sog. medizinischen Leistungserbringer sind mitnichten ausgeschöpft.

Wer Sport treibt, für seine Gesundheit, tätigt alle damit verbundenen Ausgaben, vom Sportzeug bis zum Fitnesscenter, als Gesundheitsausgaben.
Wer sich ein Fahrrad kauft, um damit statt mit Auto, Bus oder Bahn zur Arbeit zu fahren und seine sonstigen Besorgungen zu machen, hat damit Geld für seine Gesundheit ausgegeben.
Wer in Urlaub fährt, um sich zu erholen, gibt damit Geld für seine Gesundheit aus.
Wer sich gesünder also teurer ernährt, investiert damit Geld in seine Gesundheit.
Wer seine Wohnsituation danach auswählt und finanziert, dass er möglichst gesund wohnt, tätigt damit Gesundheitsinvestitionen.
Wer sein Geld in Apotheken, Reformhäuser und Drogerien trägt, gibt dort Geld für seine Gesundheit aus (auch Geld für Ärzte kann falsch ausgegeben sein).

Letztlich geben Bürger und Patienten vielleicht 70-80% ihrer finanziellen Möglichkeiten für ihre Gesundheit aus. Da gibt es keinen Spielraum für noch mehr Geld für die Ärzte. Ganz im Gegenteil ist die Situation niedergelassener Einzelarztpraxen ein luxuriöser Anachronismus.
Oben genannte Ärzte sprechen bei ihren Praxisniederlassungen gerne von der "freien Wildbahn".
Patienten als Wild, denen mit medizinischen Fallen und Jagdwaffen das Fell über die Ohren gezogen wird, von Ärzten als den letzten Freien (Wilderer?) in unserer ansonsten totalitären Überwachungsgesellschaft.

Den MVZ wird vorgeworfen, sie würden nach Profitinteressen arbeiten. Das ist jedoch die gleiche Motivlage wie in jeder Einzelarztpraxis, nur haben MVZ ein ungleich grösseres Einsparpotential, Stichwort Grossgeräte.
Den MVZ wird vorgeworfen, sie würden die freie Arztwahl aushebeln. Das muss nicht zwingend so sein. Warum sollen in einem MVZ nicht mehrere Ärzte zur Auswahl arbeiten. Als Patient ohnehin und obendrein als Kassenpatient ist die freie Arztwahl schon reduziert durch lange Wartelisten und durch die natürliche Gebundenheit an die nähere Umgebung.
Den MVZ wird vorgeworfen, sie fördern das Aussterben des klassichen Hausarztes, der seine Patienten gut und lange kennt.
Womöglich wird der Aspekt einer festen ärztlichen Bezugsperson für Patienten überbewertet und ihre Nachteile unterbewertet. Als kranker Mensch will man in erster Linie einen fachlich guten, umgänglichen Arzt. Wenn das jedesmal ein anderer ist, aber sichergestellt ist dass jeder von denen ein guter Arzt ist, dann ist der Wechsel wohl kaum ein Problem.
Im Übrigen: Wozu sonst gibt es die unstrittige Pflicht zur medizinisch-sachlichen Dokumentation?! Die tatsächlich immer mehr verkommen ist zu einem unlesbaren Schmierblatt mit persönlichen Anmerkungen!
Ein Arzt-Patient-Abonnement hat ja durchaus auch seine Negativseiten. Der Patient wird zur sicheren Bank für den Arzt, egal ob der Patient das gesundheitlich wirklich braucht oder eher nicht. Alte Menschen haben in ihrem langen Leben so viele menschliche Kontakte kommen und gehen sehen, dass es für sie wohl kaum ein Problem ist, immer mal wieder eine andere Ärztin oder einen anderen Arzt zu haben, solange sie sicher sein können, dass diese Ärzte seriös, fachlich gut und engagiert und umgänglich sind, weil sie von "ihrem" seriösen, staatlich gut kontrollierten Gesundheitszentrum entsandt werden.

MVZ dürfen aber keine zentralen Datensammelstellen sein, in denen Patienten komplett duchgecheckt und alle ihre Daten erfasst werden. Darum darf keinesfalls die Gesundheits-E-Card kommen, mit ihrer Speicherung aller Patientendaten auf zentralen Servern! Es muss dezentralen Speichermöglichkeiten der Vorzug gegeben werden, beispielsweise auf USB-Sticks, die jeder Patient bequem bei sich tragen kann.