Dienstag, April 13, 2010

Polizeieinsatz wegen Praxisgebühr

Heute erschien die Polizei in einer ärztlichen Praxis: Nach schlechter ärztlicher Behandlung wollte ich meine Praxisgebühr wiederhaben und weigerte mich die Praxis ohne mein Geld zu verlassen.

Vorigen Donnerstag ging ich erstmals in diese Praxis (Diabetes-Schwerpunktpraxis) und bat u.a. um eine Blutuntersuchung weil ich u.a. starken Verdacht auf Diabetes habe (Rebellen werden nicht durch Kuchen, sondern durch zuviel Stress zuckerkrank). In der Praxis war wenig los, kaum Patienten, dennoch dauerte es eine ganze Weile bis ich dran kam - scheinbar gut so: man nahm sich also anscheinend viel Zeit für jeden Patienten. Doch zunächst gab es das übliche Theater vom Arzt, von wegen wer ist ihr Hausarzt, warum haben Sie keinen Hausarzt. Eigentlich wollte ich auch prüfen, ob in dieser Praxis ein Arzt zu meinem Hausarzt werden kann. An anderer Stelle habe ich auch schonmal gekalauert, ich hab ja nichtmal ein Haus, wie soll ich da einen Hausarzt haben.
Es liegt nunmal in der Natur der Sache, bei Leuten die eher selten zum Arzt gehen, dass dann eben auch gleich viele und massive Beschwerden vorliegen und geäussert werden. In einem System, wo der Onkel Doktor quasi der gute Nachbar von nebenan sein soll, der einen mindestens einmal pro Quartal sieht und darum auch kleinere Gesundheitsproblemchen kennt und ein Mittelchen parat hat, da kommt man offenbar mit Patienten schlecht zurecht, die nur selten und dann mit schweren Problemen zum Arzt laufen.
Jedenfalls war die Ärztin erstaunlich reserviert bei der Befunderhebung, mass lediglich meinen Blutdruck, horchte meine Lunge ab und liess ein einfaches EKG machen, das wars. Ohne näher bei mir nachzufragen lehnte sie für den selben Tag eine Blutuntersuchung ab, weil angeblich nur auf nüchternen Magen möglich, dabei hatte ich gar nicht gefrühstückt. Auch für den nächsten Tag, Freitag, sei angeblich kein Bluttest möglich, wegen externem Labor und Wochenende. Der Verdacht kam bei mir auf, dass man mir hier nicht wirklich helfen, keine seriöse Diagnostik machen wolle. Alles in allem empfahl mir die Ärztin am Ende ich solle es mal mit Aspirin probieren. Ich dachte ich höre nicht richtig. Ich entgegnete ihr, dass es wohl um sozialverträgliches Frühableben ginge, ob sie einen Anruf bekommen habe, mich nicht genau zu untersuchen (was sie natürlich verneinte). Als ich aus dem Sprechzimmer raus war frage ich dann eine Praxishelferin nach einem Termin zur Blutabnahme nächste Woche. Darauf meint sie, die Ärztin habe dazu nichts veranlasst. Ich bitte sie, diesbezüglich nachzufragen, ich wolle dann später telefonisch einen Termin vereinbaren. Als ich am folgenden Montag in der Praxis anrufe, weiss die Praxishelferin von nichts, in den Unterlagen stehe nichts von einer Blutuntersuchung, ich müsse also morgen nochmal anrufen oder vorbeikommen. Eigentlich habe ich kein Problem damit, mir sofort einen anderen Arzt zu suchen, wenn ich den deutlichen Eindruck habe, an die falsche Person geraten zu sein. Nicht jedoch wenn ich bereits die Praxisgebühr bezahlt habe, die für das gesamte Quartal gilt und ja grade das sog. Doctor-Hopping verhindern soll, und ich erkennbar mit Vorsatz vergrault werde. Ich kann auch finanziell nicht ständig auf Doktorsuche gehen und jedesmal 10 € dalassen. Wenn Ärzte es nicht nötig haben, jeden Patienen medizinisch gut zu behandeln, sondern nach Gusto manche aus der Prxis vergraulen, sollen sie für diesen persönlichen Luxus selbst aufkommen - nämlich die Praxisgebühr zurück zahlen.

Als ich dann heute am Dienstag in die Praxis komme, mit der Absicht, meine Praxisgebühr zurück zu fordern, entgegnen mir die anwesenden Ärzte (Gemeinschaftspraxis) und Praxishelferinnen, man könne heute die Blutuntersuchung machen, darum bekomme ich die Praxisgebühr nicht zurück. Worauf ich erwidere, mir reiche es nun aber, ich hätte kein Vertrauen mehr in einen seriösen ärztlichen Umgang mit mir, und ich wolle die Praxis erst verlassen, wenn ich mein Geld zurück habe. Man kündigt mir an, die Polizei zu rufen, wenn ich die Praxis nicht verlasse. Schon eigenartig: Ärzte sehen sich gerne als freie Unternehmer und beschweren sich über zuviel staatlichen Dirigismus, wollen mehr Freiheit und mehr Markt, aber wenn ein unzufriedener "Kunde" wenigstens einen Teil seines Geldes zurück haben will (über die Chipkarte rechnen die Ärzte ihre "Leistungen" ja dennoch ab), dann rufen die wegen 10 € nach dem Staat, in Gestalt der Polizei. Wie erbärmlich.

Etwas über eine Stunde später geschieht das dann auch. In Gegenwart von einem Polizei-Duo und in einem Nebenraum händigt die Frau des Arztes mir nun aber doch meine Praxisgebühr aus. Warum sie mir die Gebühr nicht schon vorher zurück gegeben hat, sondern unbedingt die Polizei dabei haben will, erfahre ich kurz darauf: Sie spricht mir ganz offiziell ein Hausverbot aus, bietet mir aber dennoch eine Blutuntersuchung und Überweisungen an (was ein vergiftetes Angebot ist, denn es soll offenbar demonstrativ Symphatiepunkte bei der Polizei schaffen, und alle meine Befunddaten beim Facharzt würden dann zurück an den überweisenden Arzt gehen, wo ich wegen des Hausverbotes aber dann Schwierigkeiten hätte an meine Befunddaten zu kommen. Ich hatte es nämlich schon erlebt dass mir der Facharzt den Einblick in meine Akte verweigert mit dem Hinweis meine Befunde gehen an den überweisenden Arzt und an den solle ich mich wenden).

Ursache des ganzen Theaters ist offenbar die Praktik (wohl ähnlich wie im Rotlichtmilieu), erst bezahlen zu müssen, und danach dann erst die Leistung zu bekommen - oder eben auch nicht.

Was ist mein Fazit? Die Rückforderung der Praxisgebühr finde ich angemessen, weil ich mit der Leistung und dem Verhalten der medizinischen Fachleute durchweg unzufrieden war und ich weder solche Beträge einfach abschreiben kann, noch solchen Umgang von Ärzten mit ihren Patienten einfach so hinnehmen möchte. Die Praxis war am Dienstag gut besucht, die Ärzte scheinen sich teilzeitmässig abzuwechseln, also dennoch reichlich Umsatz zu machen. Entweder man folgert daraus, in einem Massenbetrieb könne der eine oder andere Patient eben schonmal hinten runter fallen - dann müsste es aber grade dort möglich sein, einem zu Recht unzufriedenen Patienten / Kunden seine paar Kröten Praxisgebühr ohne grosses Theater zurück zu zahlen! Der Einwand, das sei gesetzlich nicht vorgesehen zieht nicht, denn Ärzte sehen sich schliesslich gerne als freie Unternehmer, wollen weniger Staat, und unzufriedenen Kunden muss man eben auch mal ihr Geld zurück geben. Oder man meint, sowas sei nicht vorgesehen und man brauche jeden Euro, dann muss man aber auch erwarten können, dass grade in einer Praxis mit viel Routine der Umgang mit jedem Patienten professionel gut ist. War es aber nicht.

Es ist offensichtlich davon auszugehen, dass es für die Ärzteschaft "schwarze oder rote Patientenlisten" gibt, womöglich als Datei im Internet, die jedem Arzt Informationen, Hinweise und Handlungsanleitungen für ihren neuen (oder auch Stamm-?) Patienten gibt. Solche Index-Listen haben ja auch Vermieter, Versicherungen, Rechtsanwälte, die Schufa, Polizei und Geheimdienste, also wahrscheinlich jede professionelle Gruppe die auf möglichst geschmeidige Art und Weise an und mit der Restbevölkerung Geld machen möchte.

Erstaunlich eigentlich, dass die Existenz solcher geheimen Patienten-Dateien in der Hand der Ärzte, noch nicht von Journalisten oder vom Chaos Computer Club aufgedeckt und veröffentlicht ist!

Vielleicht könnte man das rauskriegen wenn man den Internetzugang einer Arztpraxis identifiziert (vermutlich Dauer-/DSL-IP) und via Internet die Logdaten überwacht, dann einen neuen Patienten in die Praxis schickt und guckt, ob und welche Internetzugriffe dann von der Praxis aus getätigt werden - womöglich wird auf die geheime Patienten-Datei auf einem Server irgendwo im Ausland zugegriffen. Wäre das nicht ein feiner kleiner Job für den CCC und/oder investigative Journalisten? Ach nein, wir sind ja Personal der Deutschland-AG, da ist eigenständiges Ermitteln, noch dazu gegen die Oberschicht, nicht vorgesehen.